Ganzig
Der Name des Ortes ist slawischen Ursprungs. Er wird hergeleitet über das Wort "Jansk", was soviel bedeutet wie Dorf oder Besitz des Jan. Es kann aber auch eine Herleitung über den altsorbischen Flußnamen der Jahna sein.
Die Ersterwähnung von Ganzig (Schreibweise Gancik) fand man in einer Urkunde, in der Markgraf Heinrich der Erlauchte am 30.12.1242 21 Hufen in Ganzig aus besonderer Gunst für 205 Mark an das Kloster Altzelle verkaufte. Diese Urkunde ist im Sächsischen Staatsarchiv in Dresden noch im Original erhalten geblieben.
Am 12. Juli 1283 wurde das Dorf (Schreibweise Ganzch) für 126 Mark an das Döbelner Kloster verkauft. 9 Jahre später, am 18. Juni 1292 wurde die Hälfte des Ortes (Schreibweise Ganzk) einem Kloster in Seußlitz übereignet, das während der Verweltlichung des Jungfrauenklosters Teile ihrer Einkünfte und Güter an die Fürstenschule St.Afra in Meißen überwies.
1681 brach über Ganzig die Pest herein. Auch Brände suchten das Dorf heim. Belegt sind dabei die Jahre 1804, 1810, 1842 und 1866. Als 1842 das Feuer wütete, fiel auch das alte Pfarrhaus den Flammen zum Opfer. Dabei ging das historische Archiv verloren.
1866 ist belegt, dass sich im Dorf ein Spritzenhaus (an der Friedhofsmauer) befand. Ob es zu dieser Zeit schon eine Feuerwehr gab, kann nicht nachgewiesen werden.
Die alte Schule befand sich im Mittelweg 9. Bereits im Jahre 1595 fand eine Festanstellung des Kirchenlehrers statt. Bis zum Jahr 1941 war der Kantor des Ortes gleichzeitig der Lehrer. 1885 wurde eine neue Schule gebaut. 73 Jahre unterrichtete man in dem Haus gegenüber der Kirche nun die Kinder, bevor sie in die Schulen nach Lonnewitz, Borna und Oschatz gehen mußten. Das Haus diente von 1958 bis 2008 als Kindergarten und Kinderkrippe und es war noch eine Wohnung in diesem Haus untergebracht. Heute werden die Räumlichkeiten vom Jugendclub und Heimatverein Ganzig genutzt.
Mitten im Dorf befindet sich die Kirche, deren ältester Bau im 13. Jahrhundert zu vermuten ist. Ein Kuriosum zur Kirche muß noch erzählt werden. - Als ein Gutsbesitzer aus Kleinragewitz der Kirche 1000 Taler für die Neuanschaffung einer Orgel spendete, paßte diese nicht in den Orgelraum. Also mußte ein neues Kirchenschiff gebaut werden. Dies geschah im Jahr 1858. Das alte Kirchengebäude wurde bis auf den Turm abgerissen.
Der Turm wurde 1903 neu erbaut. In ihm befanden sich drei Glocken aus Bronze, wobei eine im 1. Weltkrieg und eine zweite im 2. Weltkrieg eingeschmolzen wurden. 1990 erhielt Ganzig von einer Abrißkirche 3 Stahlgußglocken. Diese wurden 1994 in den neuerbauten Kirchenstuhl mit einer elektrischen Läutanlage eingesetzt. Eine der alten Bronzeglocken ist im Turm noch erhalten.
Ganzig war im Jahr 1840 in zwei Teile geteilt: in Großganzig und Kleinganzig.
Der erstere enthielt 45 Feuerstätten mit 266 Personen und der zweite 18 Feuerstätten mit 117 Personen. Bis 1843 zählte der eine Teil zu Amt Oschatz, der andere zu Amt Döbeln, zum Schulamt St.Afra in Meißen oder zum Erbamt Meißen.
Weitere Stationen: ab 1856 Gerichtsamt, 1875 Amtshauptmannschaft, ab 1940 Landkreis Oschatz. Im gleichen Jahr wurde Kleinragewitz ein Ortsteil von Ganzig. Beide Orte wurden 1994 zur Gemeinde Borna eingemeindet, welche im Jahre 1997 die Gemeindeehe mit der Gemeinde Liebschützberg einging.
Im Jahr 1992 gab es in Ganzig eine zünftige 750-Jahr-Feier, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Heute ist Ganzig ein Ortsteil der Gemeinde Liebschützberg und hatte am 31.12.2020 laut Einwohnerstatistik 253 Einwohner.